Der Bundestag diskutierte am Mittwoch ein wichtiges Thema: die Organspende. Geht es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, soll künftig jeder Deutsche automatisch Spender werden, dem nach dem Ableben Herz, Leber oder Niere entnommen werden dürfen – sofern er nicht ausdrücklich widerspricht. Aktuell warten mehr als zehntausend Menschen auf ein neues Organ, doch die Spendenbereitschaft ist gering. Ein Grund, weshalb auch viele Krankenversicherer auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen.
Wenn es um das Thema Organspende geht, sind viele Menschen erst einmal verunsichert. Sich mit dem eigenen Ableben auseinandersetzen, das macht schließlich niemand gern. Doch wer sich mit einem Organspendeausweis bereit erklärt, dass ihm nach dem eigenen Tod Organe entnommen werden dürfen, kann zum Lebensretter werden. Aktuell warten in Deutschland mehr als zehntausend Menschen auf ein lebensnotwendiges Organ.
Der Trend der letzten Jahre ist jedenfalls besorgniserregend. Ganze 797 Menschen haben sich im Jahr 2017 einen Spendeausweis ausfüllen lassen und damit bereit erklärt, dass ihnen nach dem eigenen Tod Organe entnommen werden dürfen, so berichtet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Ohne einen solchen Ausweis, den man immer bei sich tragen sollte, ist die Entnahme nicht gestattet. Das ist ein Negativrekord: Nie in den letzten zwanzig Jahren war die Zahl der ausgestellten Ausweise so niedrig. Insgesamt konnten im selben Jahr nur 2.431 Organe von verstorbenen Personen transplantiert werden. Lebendspenden sind hierbei nicht eingerechnet.
Konkret bedeutet dies, dass viele Patienten vergeblich auf ein neues Organ hoffen: Für sie kommt die Hilfe zu spät. Täglich sterben in Deutschland im Schnitt drei Menschen, die auf der Warteliste stehen. Ein Grund, weshalb nun Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die sogenannte Widerspruchslösung in einem Gesetzentwurf verankern will. Dann wird automatisch jeder Erwachsene so behandelt, als besäße er einen Spendeausweis und erkläre sich nach dem Ableben zur Spende bereit. Jedenfalls so lange die Person nicht explizit einer Organentnahme widerspricht: etwa aus religiösen Gründen. In 18 europäischen Staaten besteht ein solches Gesetz bereits.
Hier sollte bedacht werden, dass man mit dem kleinen Schritt eines Organspendeausweises schon viel bewegen kann. Ein einzelner Mensch kann bis zu sieben Menschen helfen, wenn er etwa bei einem Unfall stirbt und seine frischen Organe neu verpflanzt werden. Keiner muss hierbei Angst haben, dass ihm die Organe zu zeitig entnommen werden. Die Entnahme ist erst erlaubt, wenn zwei erfahrene Ärztinnen oder Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. Das bedeutet, vom Hirn geht keinerlei Aktivität mehr aus.
Weil das Thema so wichtig ist, werben viele gesetzliche und private Krankenversicherungen dafür, sich einen Spendeausweis ausstellen zu lassen – auch, wenn sich der Gesetzentwurf nicht durchsetzen sollte. Wer Ängste und Sorgen hat, kann das Thema mit seinem Hausarzt besprechen. Geht es nach Jens Spahn, sollen künftig auch die Kliniken ihre Patienten umfassender über dieses Thema aufklären müssen. Denn wie bereits erwähnt: Es geht darum, Leben zu retten. Dass die Bereitschaft eigentlich gegeben ist, zeigt eine Umfrage des Bundesgesundheitsministeriums. Demnach stehen 80 Prozent der Deutschen einer Organspende positiv gegenüber.